Thermo Ticketpapier vorbedruckt

 

GeBE Fachartikel "Papierticktes? Noch lange unverzichtbar"

 

Im Rahmen des Leitthemas "Digitalisierung als Voraussetzung für die Verkehrswende"

 

veröffentlicht in: Nahverkehrs-praxis, Heft 6, Juli 2019, S. ff.
Die Frage steht schon lange im Raum:
Wird das gängige Ticket aus Papier nun durch das e-ticket abgelöst?
Dipl. Ing (FH) Klaus Baldig, Entwicklungsleiter bei GeBE, sieht die eindeutige Antwort auf diese Frage aus verschiedenen Gründen in etwas weitere Ferne gerückt, als man aktuell denken möchte.
Papiertickets? Noch lange unverzichtbar.
Im Grunde dürfte es keine Papiertickets mehr geben – seit rund 20 Jahren wurde ihr Ende schon oft voraus gesagt. Dennoch: jährlich steigt der Bedarf an Thermodruckköpfen, denn es wird zunehmend viel gedruckt - auch Fahrkarten. Dabei gibt es doch technische Lösungen, die sie längst überflüssig machen könnten. Was also spricht nach wie vor für das gedruckte Ticket?
Das Prinzip des Ticketing im klassischen Sinne ist lange erprobt und funktioniert gut und komplett offline. Die Tickets sind jederzeit am Automaten, im Bus oder am Kiosk erhältlich und die entwerteten Fahrscheine sind einfach zu überprüfen. Weder die Aufbewahrung noch die Kontrolle machen zusätzliche Geräte notwendig und für eine Rückerstattung durch den Arbeitgeber oder das Finanzamt ist der Fahrschein zugleich der Nachweis.
Alternative Ticketing Systeme
Mit alternativen Lösungen wie Magnetkarten oder Chipkarten wird das Papier längst nicht nur in Metropolen weltweit ersetzt, auch der Trend zu e-Tickets ist ungebrochen. In der Praxis sieht das so aus: Die Plastikkarte wird bereits geladen erworben oder wieder aufgeladen, die Zahlung erfolgt bar oder online. Eine automatische Zutrittskontrolle genügt zwar, doch bei Lesefehlern müssen Ordner helfen. Ganz ohne Verkaufsstellen, Automaten und Personal geht es hier nicht. In Ticketmanagement Systemen ohne Papiertickets, Barzahlungen, Automaten und Verkaufsstellen, werden Fahrscheine mittels eines mobilen, internetfähigen Endgerätes (z.B. Smartphone) erworben. Nachträgliches Ausdrucken auf A4 (als Beleg für den Kauf) ist unverhältnismäßig teuer. Und wenn die Internetverbindung fehlt? Sogar im längst schon etablierten E-Flugticketbereich wird häufig vergeblich versucht, am Gate die Bordkarten auf dem Smartphone aufzurufen. Dass ein Zusammenbruch der Internetverbindung und damit des Ticket Management Systems im ÖPNV für alle Beteiligten fatale Folgen hätte, liegt auf der Hand.
Lieber „schwarz auf weiß“?
Der flächendeckenden Umsetzung rein internetbasierter Ticketing Systeme steht u.a. entgegen, dass viele Menschen ihr Smartphone für Käufe gar nicht verwenden können oder möchten. Und für viele gilt Gedrucktes außerdem als besonders verlässlich. "Ich habe es schwarz auf weiß!“ zählt - auch (und vielleicht gerade) mit zunehmender Digitalisierung. „Es soll Menschen geben, die gar kein Handy haben oder bewusst nur ein Tastentelefon ohne Internetanschluss. (…) Elf Millionen Menschen sind das in Deutschland, im Fachjargon Offliner genannt. 99 Prozent von ihnen sind 65 Jahre und älter...“ (Süddeutsche Zeitung online: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kommentar-recht-auf-papier-1.3506081). Das ist eine nicht unerhebliche Zahl potenzieller Fahrgäste. Außerdem sorgt die Frage, wie es bei Plastikkarten und internetbasierten Lösungen um personenbezogene Daten bestellt ist, immer wieder für kontroverse Diskussionen. Wird mit der EC Karte gezahlt, ist zumindest gespeichert, dass bestimmte Beträge für Fahrten ausgegeben wurden. Wer in diesem Punkt auf Nummer sicher gehen will, kauft wahrscheinlich lieber ein Papierticket und zahlt bar.
Vorteile alternatives Ticketing:
- Erwerb auch ohne Bargeld
- Plastikkarten wiederverwendbar
- Fahrgastverhalten auswertbar
- bei Verlust sperrbar
- Kostenersparnis durch Verkaufsstellen-, Automaten- und Personalabbau
Vorteile Papiertickets:
- Technologie für Kinder oder Ältere handhabbar
- kein Plastikmüll, v.a. bei Einzeltickets
- Fahrgastverhalten kaum nachvollziehbar (Datenschutz)
- unmittelbarer Beleg (z.B. für Arbeitgeber)
- hohe FälschungsSicherheit
Ausblick aus Sicht des Thermodruckerherstellers GeBE:
OEM Kunden aus dem ÖPNV Bereich setzen zunehmend auf die Spezialisierung und Individualisierung ihrer Komponenten. Im Fokus steht hier u.a., mit dem Servicierungsgrad die Kosten zu senken. Neben Redesigns werden unvermindert auch Entwicklungen für komplett neue Generationen von Geräten für den ÖPNV beauftragt. Demnach liegt der Abschied vom Papierticket noch in einiger Ferne. Aus Sicht der Betreiber zählt: Papiertickets sind preiswert und die Thermodrucker dafür sind wartungsfrei. Sie benötigen weder Farbband noch Toner, nur das Papier muss nachgefüllt werden. Verfügen Automaten über einen extra großen Papiervorrat (z.T. bis zu zwei Kilometer), verringert das die Kosten. Die Lebensdauer von Thermodruckern liegt mit bis zu 200 Kilometer Laufleistung meist deutlich über der von Tinten- oder Laserdruckern. Nur die regelmäßige Verwaltung des Bargeldes am Automaten stellt einen relativ großen Aufwand dar. Zielgerichtet eingesetzt haben alle gängigen Systeme ihre Berechtigung. Papiertickets sind besonders für Einzelfahrten attraktiv. Sie sind einfach zu handhaben, gut aufzubewahren, relativ umweltverträglich und fälschungssicher. Für Vielfahrten- oder Dauerkarten sind Chipkarten interessant. Sie passen in jede Geldbörse und können bei Verlust gesperrt werden. Sie sind robuster als Papier, aber iIhre Lebensdauer ist begrenzt. Hier muss die Müllfrage im Auge behalten werden und mit einem Pfandsystem ließe sich gut nachbessern. Langfristig wird sich wohl das rein internetbasierte Ticket Management durchsetzen. Vorher müssen allerdings noch viele prinzipbedingte Nachteile eliminiert und es muss abschließend darüber befunden werden, inwieweit sich eine so grundlegende Dienstleistung wie die der Mobilität an den (u.a. darauf angewiesenen) ÖPNV Nutzern orientieren und ob man hier die „Offliner“ tatsächlich zu „Onlinern“ machen sollte bzw. kann. Bis dahin bleibt die gedruckte Fahrkarte unverzichtbar.

 

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